Der Brief an die Hebräer

Der Hebräerbrief ist ursprünglich anonym abgefasst worden (keine Verfasser- und Adressatenangabe), d.h. die Überschrift „An die Hebräer“ in einigen sehr alten Handschriften ist sekundär. Auch wenn der Form nach Anklänge an paulinische Briefe zu beobachten sind, so ist es eher unwahrscheinlich, dass der Verfasser des Hebräerbriefs ein Paulusschüler war. Dagegen sprechen sprachliche und theologische Unterschiede zu den echten Paulusbriefen und zu den Briefen, die unter dem Namen des Apostels verfasst wurden.
Der Verfasser des Hebräerbriefs beherrscht nicht nur einen ausgezeichneten griechischen Stil, sondern ist auch mit der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (Septuaginta) bestens vertraut. Die im Hebräerbrief zu beobachtende Schriftauslegung bedient sich jüdisch-hellenistischer Auslegungsmethoden und benutzt auch Elemente der antiken Rhetorik. Dies alles deutet auf einen gebildeten Judenchristen, der sich auch in der Gedankenwelt des Apostels Paulus auskennt, als Verfasser hin.

Aufbau

Der Hebräerbrief gliedert sich wie folgt:

Hebr 1,1-4,13       (Gottes abschließende Offenbarung in seinem Sohn)
Hebr 4,14-10,18   (Jesus Christus, der vollkommene und endgültige Hohepriester)
Hebr 10,19-13,21 (der Weg des Glaubens, der Glaube der Väter, Mahnungen)
Hebr 13,22-25       (Briefschluss)

Entstehung

Zeitlich ist der Hebräerbrief noch vor der Christenverfolgung durch Kaiser Domitian anzusetzen. Somit dürfte der Brief zwischen 80 und 90 n. Chr. verfasst worden sein. Als Abfassungsort kommt Italien bzw. Rom in Frage.

Inhalt

Als pastorales Mahnschreiben wendet sich der Hebräerbrief an Heidenchristen, deren Glaube „Ermüdungserscheinungen“ aufweist. Hinzu kommt die feindlich eingestellte Umwelt, so dass die Verheißungen Gottes in der Gemeinde in Zweifel gezogen werden. Der Verfasser möchte mit seinem Brief dieser Verunsicherung in nachapostolischer Zeit begegnen und die erschlafften Hände und die wankenden Knie (Hebr 12,12) wieder stärken.
Diese Stärkung geschieht mit Blick auf Jesus Christus. Er hat durch sein Selbstopfer den Christen den neuen und lebendigen Weg zur Vollendung erschlossen (neuer Bund). Als Priester nach dem Vorbild Melchisedeks bewirkt Jesus Christus nicht nur ein umfassendes Erlösungswerk, sondern das alttestamentliche Priestertum samt der damit verbundenen Kultordnung findet in dem Auferstandenen sein Ziel und Ende.

Bibel und Kirche