Der Brief des Jakobus

Die katholischen Briefe

Die sieben Briefe, die dem Hebräerbrief folgen (Jakobusbrief; erster und zweiter Petrusbrief; erster, zweiter und dritter Johannesbrief; Judasbrief), werden auch „katholische“  Briefe genannt, da sie sich an die gesamte Christenheit wenden (griechisch „katholikos“ = allgemein).
 

Der Brief des Jakobus

Keiner der beiden gleichnamigen Apostel (Jakobus, Sohn des Zebedäus; Jakobus, Sohn des Alphäus) kann Verfasser des Jakobusbriefs sein. Vielmehr wird nach alter Tradition mit Jakobus der „Bruder des Herrn“ identifiziert (vgl. Mk 6,3; Apg 12,17). Dieser war nach Weggang des Petrus Leiter der Jerusalemer Urgemeinde (Apg 21,17ff) und genoss gerade in Kreisen der Judenchristen ein hohes Ansehen.  Im Jahr 62 n. Chr. erlitt er den Märtyrertod.
Der Jakobusbrief wendet sich an „die zwölf Stämme, die in der Zerstreuung leben“ (Jak 1,1). Damit können judenchristliche Gemeinden in Palästina oder auch in der Diaspora gemeint sein. Möglich ist aber auch, bei symbolischer Deutung der „zwölf Stämme“, dass dieser Brief die gesamte Christenheit in der Diaspora als Adressaten anspricht.

Aufbau

Der Jakobusbrief unterteilt sich wie folgt:

Jak 1,1        (Anschrift mit Gruß)
Jak 1,2-18   (Versuchungen sind Prüfungen des Glaubens)
Jak 1,19-27 (Ermahnung, das Wort Gottes in die Tat umzusetzen)
Jak 2,1-13   (in der Gemeinde soll es keine Standesunterschiede geben!)
Jak 2,14-26 (zum Glauben gehört die Tat)
Jak 3,1-12   (die Macht der menschlichen Sprache / „Zunge“)
Jak 3,13-18 (irdische und himmlische Weisheit)
Jak 4,1-12   (Warnung vor Streit und Krieg unter den Christen)
Jak 4,13-17 (Warnung vor Selbstsicherheit der Reichen)
Jak 5,1-6     (Warnung an die hartherzigen Reichen)
Jak 5,7-11   (geduldiges Ausharren bis zur Wiederkunft Christi)
Jak 5,12-20 (Einzelanweisungen zum Verhalten in der Gemeinde)

Entstehung

Der Herrenbruder Jakobus, der 62 n. Chr. den Märtyrertod starb, kann nicht der Verfasser des Jakobusbriefs sein, da einerseits der Brief in einem guten Griechisch abgefasst ist und rhetorische Bildung des Verfassers erkennen lässt, und weil andererseits der Brief eine Gemeindesituation voraussetzt, die auf die Zeit nach dem Tod des Jakobus hinweist. Der Brief dürfte am Ende des 1. Jh.s n. Chr. von einem gebildeten Judenchristen verfasst worden sein. Als Entstehungsort wird meist Alexandria angenommen.

Inhalt

Der Brief hat zwei Themenschwerpunkte, die miteinander eng verbunden sind: Da in den Gemeinden am Ende des 1. Jh.s n. Chr. die sozialen Unterschiede größer werden, kommt es auch vermehrt zu Streitigkeiten im sozialen Bereich. Die paulinische Rechtfertigungslehre (gerecht durch den Glauben, nicht durch die Taten, die das Gesetz fordert [vgl. Röm 3,28]) kann zu Missverständnissen oder Fehldeutungen führen, indem die tätige Seite des christlichen Glaubens eine nachrangige Bedeutung erhält oder gar keine Bedeutung hat. Insofern betont der Jakobusbrief die barmherzigen Werke aus dem Glauben. Ausführlich wird das Verhältnis von Glauben und Werken in Jak 2,14-26 beleuchtet. Da mit dem Ausdruck „Werke, die das Gesetz fordert“ durchaus etwas anderes gemeint sein kann als mit dem Ausdruck „Werke der Barmherzigkeit“, ist es fraglich, ob die von Martin Luther stammende Bezeichnung „stroherne Epistel“ für den Jakobusbrief heute noch zutrifft.