Der Brief an die Kolosser

Auch wenn sich der Autor des Briefs zu Beginn als Paulus, Apostel Christi Jesu vorstellt (Kol 1,1), geht die Forschung heute davon aus, dass die paulinische Verfasserschaft eine Fiktion ist und dieser Brief von einem Paulusschüler verfasst wurde. Zwar gibt es eine große sprachliche und inhaltliche Nähe zu den echten Paulusbriefen, aber es bestehen Unterschiede in der Auffassung von Jesus Christus (Christologie) und in den Endzeitvorstellungen (Eschatologie). Daher legt sich als Verfasser ein Paulusschüler aus dem Umfeld der Stadt Kolossä nahe.
Die Stadt Kolossä lag im westlichen Teil Kleinasiens (Phrygien), ca. 170 km östlich von Ephesus. Die christliche Gemeinde in Kolossä war nicht von Paulus, sondern von einem Mitarbeiter von ihm (Epaphras) gegründet worden (Kol 1,7-8; 4,12-13). Paulus hat selbst diese Gemeinde, die vor allem heidenchristlich geprägt ist, nie besucht.

Aufbau

Auf Anschrift und Gruß (Kol 1,1-2) folgen in Kol 1,3-11 Dank und Fürbitte. Danach folgt ein Christuslied (Kol 1,12-20), dessen Gedanken auf die Gemeinde bezogen werden (Kol 1,21-23) und ihre Vertiefung im Hinblick auf den Apostel und auf Christus in Kol 1,24-2,7 erhalten.
In Kol 2,8-23 liegt eine Warnung vor Irrlehrern vor. Daran schließt sich eine Ermahnung an die Getauften an (Kol 3,1-17). Es folgen Belehrungen in Kol 3,18-4,1, die sich an verschiedene Gruppen der Gemeinde wenden. Zum Abschluss folgen Weisungen für die gesamte Gemeinde (Kol 4,2-6).
Der Brief endet mit einer langen Liste von Grüßen und Einzelanweisungen (vgl. Kol 4,7-18).

Entstehung

Auch wenn der Kolosserbrief nicht von Paulus stammt, legt die große theologische Nähe zu den echten Paulusbriefen es nahe, dass die Abfassung des Briefs zwischen 70 und 80 n. Chr. stattgefunden hat.

Inhalt

Der Anlass für die Abfassung des Briefs dürfte in dem Auftauchen einer Irrlehre bestehen, deren zentraler Bestandteil in der Beachtung und Verehrung von Gestirnen als personale Schicksalsmächte bestand (vgl. Kol 2,8.18.20). Zwar verstanden sich auch diese „Philosophen“ als Christen, aber der Verfasser des Kolosserbriefs betont u.a. in Kol 1,12-20 (Christushymnus), dass in Christus die Welt mit Gott versöhnt ist und die Mächte des Alls besiegt sind. Durch Christus allein  kommt die Erlösung, die jedem durch die Taufe zugesprochen wird.
Die asketischen Forderungen der Irrlehrer werden zurückgewiesen und als falsche Interpretation der paulinischen Freiheit gegenüber der Welt charakterisiert.