Das Buch Levitikus (3. Mose)

Das dritte Buch der Tora (griechisch „Pentateuch“) trägt nach der griechischen und lateinischen Bibelübersetzung den Namen „Levitikus“. Auf den ersten Blick versteht man es als ein Gesetzbuch für die levitischen Priester (Levi wird als Stammvater der Priester verstanden). Doch greift dieses Verständnis zu kurz. Das zeigt auch der konzentrische Aufbau des Buches:

Aufbau

A    Lev 1 – 7               Opfervorschriften zu einzelnen Opferarten
B    Lev 8 – 10             die einzelnen Aufgaben der Priester
C    Lev 11 – 15            Reinheit im Alltag (Thema „rein – unrein“)
D    Lev 16 – 17            Sühne und Versöhnung („großer Versöhnungstag“)
C’   Lev 18 – 20            Heiligkeit im Alltag („Heiligung des täglichen Lebens“)
B’   Lev 21 – 22            die Heiligkeit der Priester
A’   Lev 23 – 27            einzelne Festvorschriften und Verheißungen

Entstehung

siehe unter „Die Tora (der Pentateuch)“/Genesis

Inhalt

Vom Gesamtaufbau des Buches Levitikus her gesehen ist ganz Israel im Blick. JHWH hat Wohnung genommen inmitten seines Volkes Israel im „Zelt der Begegnung“ am Fuß des Sinai. Seine Anwesenheit drückt sich zeichenhaft in der Wolke aus, die sich nun nicht mehr über dem Berg Sinai befindet, sondern über dem „Zelt der Begegnung“, welches von der Herrlichkeit JHWHs erfüllt ist. Da JHWH ein heiliger Gott ist, muss auch Israel ein heiliges und priesterliches Volk werden und vor allem auch bleiben, damit eine kultische Gemeinschaft mit JHWH möglich ist. Daher gibt es im Buch Levitikus nicht nur viele Vorschriften, die die verschiedenen Arten der Opferhandlungen und ihre jeweilige richtige Ausführung betreffen, sondern auch Vorschriften, die eine gelebte Heiligkeit Israels im Alltag fördern bzw. wiederherstellen, wenn diese aus dem Volk heraus zerstört wurde. Im Zentrum des Buches steht daher auch der große Versöhnungstag mit seinem Ritual (vgl. Lev 16): Die Sünden Israels werden mit Hilfe eines Bocks (umgangssprachlich „Sündenbock“) in die Wüste hinausgetragen und damit aus der Gemeinschaft des Volkes Israel gelöscht.
Sowohl die Heiligung des Alltags als auch die Wiederherstellung der Heiligkeit greift jeweils theologisch auf Gen 1 und Gen 9 zurück: Durch die Heiligung des Alltags wird die Lebensordnung, die in Gen 1 durch Gott geschaffen wurde, bejaht und eingelöst, während die Wiederherstellung der Heiligkeit durch bestimmte Opfer oder Rituale die Sichtweise von Gen 9 aufgreift, wonach Störungen der Weltordnung durch menschliches Verschulden zur Realität der Schöpfung gehören. So zeigt sich, dass es im Buch Levitikus nicht nur um kultische Fragen, sondern auch um ethische Fragen geht. Beide Fragestellungen sind miteinander verzahnt. Gerade der Erhalt der Schöpfungsordnung durch die Heiligung des Alltags, die sich u.a. auch in der Heiligung der Zeit (Sabbatruhe / Sonntagsruhe) zeigt, verdeutlicht, dass auch für heutige Christen und Christinnen das Buch Levitikus durchaus noch eine große Bedeutung hat.

Aus unserer Zeitschrift Bibel und Kirche