Die Stadt: Geschichte – Symbolik – Lebensraum
Stuttgart, 7. Mai 2025. Wir bringen das Evangelium von den Dörfern Galiläas in die Städte des römischen Imperiums! Den Satz könnte man Paulus und seinen Mitarbeiterinnen in den Mund legen. Rom war zur Lebenszeit von Jesus und Paulus eine antike Mega-city mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 1 Million Menschen, das römische Reich war urbanisiert. Es verwundert daher nicht, dass die erfolgreiche christliche Mission in Städten ansetzte: Antiochien, Ephesus, Philippi, Korinth, Alexandria. Die Herausforderung war damals wie heute ein Lebensmodell, eine Philosophie, eine Praxis und Gemeinschaftsformen anzubieten, die im pluralen städtischen Umfeld attraktiv sind. Wie gelang das damals und was bedeutet das heute?
Die aktuelle Ausgabe von Bibel und Kirche 2/2025 fragt nach dem Potenzial, das in den soziologischen, theologischen und exegetischen Erkenntnissen liegt, dass der Ursprung des Christentums städtisch ist. Was machte das junge Christentum in einer Mega-city wie Rom interessant? Wie verändern sich Gottesrede, Bildwelten und Selbstverständnis, wenn so viel gleichzeitig möglich ist wie in einer Stadt? Was ist das Alleinstellungsmerkmal der christlichen Bewegung? Michael Theobald bringt das so auf den Punkt: „In den christlichen Stadt-Gemeinden war das die Gleichstellung aller: Menschen unterschiedlichen Standes, Herkommens und Geschlechts feierten das gemeinsame Mahl (vgl. Gal 3,28). Die jesuanische Mahlpraxis grenzt nicht aus, sondern integriert.“ Die große Vision in Offenbarung 21-22 träumt von einer Stadt, die nicht mehr trennt zwischen heilig und profan, die weder Herrschende noch Unterdrückte kennt, die von Licht durchflutet wird, in der alles heil ist, Kultur und Natur versöhnt sind.
Die praktische Organisation dieser anderen Lebensweise nimmt Martin Ebner in den Blick. Es ist ein genialer Trick des Paulus, die ekklesia (in den meisten Bibelübersetzungen als „Gemeinde“ wiedergegeben), eigentlich die demokratisch entscheidende Elite als ekklesia im Haus zu beschreiben. Das oikos = das Haus war die klassische römische Einheit, patriarchal geleitet vom Hausherrn mit weitgehend alleinigem Machtanspruch. Gerade das lehnt das christliche Bekenntnis ab, denn der einzige „Herr im Haus“ ist Christus. Aus dieser ekklesia im Haus wird nach knapp zwei Generationen die ekklesia als Haus, die sich dem Bischof als pater familias unterordnet. „Vielleicht einfach deshalb – so Martin Ebner -weil die Menschen diese Unterordnungsstruktur gewohnt waren und lange Disskussionen und Aushandlungsprozesse immer anstrengend sind.“
Weitere Forschungsergebnisse zu Jerusalem, Babylon und anderen antiken Stätten sowie bibelpastorale Modelle einer Stadtpastoral bereichern die biblische Perspektive auf das Phänomen „Stadt“. Winfried Kretschmann legt in seinem Zwischenruf den Finger in die Wunden: Sind wir bereit als Christen, dagegen zu halten? Für Demokratie, für soziale Empathie, für Pluralität. Erweisen wir uns dem Fremden als Nächster?
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Mehr erfahren:
Inhalt „Die Stadt“ (Bibel und Kirche 2/2025)
Michael Theobald
"Suchet der Stadt Bestes! (Jer 29,7)
Neutestamentliche Perspektiven einer Theologie der Stadt
Christl M. Maier
Tochter Zion, Mutter Zion
Jerusalem als Staat und Frau
Ulrike Sals
Feder gegen Schwerter – Babylon als materiale und theologische Größe
Martin Ebner
Die Ekklesia der ersten Christen im Haus: Ein Gegenentwurf
Jan Rüggemeier, Lara Mührenberg
ECCLESIAE und UR:BAN
Martina Bär
Anders Kirche sein
Die pastorale Herausforderung in den Megacities Lateinamerikas
Dorothee Steiof
St. Maria als … Ein Kirchenraum öffnet sich
Zwischenruf von Nathalie Maria Rull
Zwischenruf von Winfried Kretschmann
Literatur zum Heftthema, Mitgliederforum
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• Weitere Informationen:
Die Stadt. Geschichte – Symbolik – Lebensraum
Bibel und Kirche 2/25, 60 S., € 9,80,
ISBN 978-3-948219-67-3
www.bibelundkirche.de
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