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Pressemitteilung: Am Anfang stehen die Gemeinden als "heilige Räume"

Wie der Weg zu den ersten christlichen Kirchen beginnt

Als sich im 1. Jahrhundert christliche Gemeinschaften bilden, müssen sie sich neu orientieren, welcher Art ihre heiligen Räume sein sollen. So werden zunächst Häuser im antiken Sinn des Hauswesens zu den frühesten Orten, an denen man gemeinsam feiert. Aber ein Blick in das Neue Testament zeigt: Am Ursprung ist es die Gemeinschaft selbst, die heilig und „Tempel Gottes“ ist.  

Der griechische Begriff ekklesia bedeutet „Gemeinschaft von Herausgerufenen“. So spricht Paulus die ersten Gemeinden in seinen Briefen an. Damit gehe es ihm um die Heiligkeit von Personen und nicht von Orten, erläutert Katharina Heyden, Professorin für Geschichte des Christentums (Bern), in der neuen Ausgabe der Zeitschrift Welt und Umwelt der Bibel. Das Neue Testament spiegele die Skepsis gegenüber der Vorstellung von heiligen Orten – denn die Gemeinde selbst sollte den Tempel als Ort der Präsenz Gottes ersetzen.

Daher sei als Vorbild für die monumentalen christlichen Gebäude, die seit dem 4. Jh. errichtet wurden, kein Tempel, sondern die Basilika gewählt worden, also eine öffentliche Versammlungshalle, z. B. für Märkte und Gerichtsverhandlungen: „Die großen, lichtdurchfluteten Säulenhallen konnten den christlichen Gedanken von der versammelten Gemeinde als Heiligtum besser repräsentieren als eine Tempelanlage mit ihrer kleinen Cella als Ort der Gottespräsenz“, so Heyden.
 
Archäologisch nachweisbar sind die ersten heiligen Räume der Menscheit ab ca. 10.000 vC, z. B. in Göbekli Tepe in der Türkei. Die Tempel in Mesopotamien und Ägypten bilden einige Tausend Jahre die Brücke zu griechisch-römischen Tempeln, zu Synagogen, Kirchen und Moscheen. Kirchengebäude und Kirchenräume wurden auch schon früh als „heilig“ verstanden. Denn wo sich eine heilige Gemeinschaft trifft, sei auch der Raum, der Kirchbau heilig, wie Kirchenvater Eusebius im 4. Jh. in einer berühmten Kirchweihrede erklärt: Der Kirchbau solle durchsichtig werden für das himmlische Heiligtum der Seelen .Aber ein besonders schöner Kirchbau sollte auch interessierte Nichtchristen ergreifen „und daher ihre Schritte aufgrund des ersten Anblicks zum Eingang lenken ...“

Weitere Informationen:
„Heilige Räume. Tempel – Kirchen – Synagogen“
Welt und Umwelt der Bibel
1/2022 (Nr. 103),
80 S., € 11,30,
ISBN 978-3-948219-50-5
https://www.bibelwerk.shop/produkte/heilige-raeume-3002201

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