Antisemitismus - „Die Gefahr steht greifbar vor mir“ (Ester 4,17)

Dieser Satz, der erschreckend aktuell klingt, wird von Königin Ester im nach ihr benannten biblischen Buch gesprochen. Sie reagiert damit in einem Gebet auf den königlichen Befehl, das jüdische Volk, zu dem auch sie gehört, im persischen Reich zu töten.
Bereits das Alte Testament kennt ein Erzählmuster, das Juden und Jüdinnen kollektiv als das „Andere“ und Bedrohung beschreibt: Der Pharao in Ägypten befiehlt, alle jüdischen Jungen wegen ihrer Volkszugehörigkeit zu töten (Exodus 1,15-22), das Esterbuch dreht sich um das Dekret des Königs, alle Juden in seinem Reich auszurotten. Die Makkabäerbücher erzählen von antijüdischen Maßnahmen unter hellenistischer Herrschaft.
Antisemitismus erscheint als ein offenes und variables System, das sich im Lauf der Geschichte bis heute immer wieder mit neuen Facetten und Motiven anreichert. Leider haben auch Darstellungen in kirchlicher Kunst und an Kirchen, aber ebenso Formulierungen in den Übersetzungen biblischer Texte und deren Deutung ein schleichendes Gift bis in die Gegenwart entfaltet.
Weil Bildung und das Aufdecken antisemitischer Muster zentral sind, um Judenfeindschaft zu begegnen, ist uns die Heftausgabe „Antisemitismus“ der Zeitschrift „Bibel heute“ ein großes Anliegen. Damit wollen wir beitragen, alte Pauschalvorstellungen (z. B. Pharisäer als kleinliche Gesetzesdiener; Rede von „den“ Juden) aufzudecken und sie in Predigt, Schule und Katechese kritisch zu beleuchten.
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