Die Briefe an die Gemeinde in Korinth

Der erste Brief an die Korinther

Die Stadt Korinth (Hauptstadt der Provinz Achaia) war eine Wirtschafts-, Finanz- und Handelsmetropole und zeichnete sich durch ein äußerst lebhaftes Stadtleben aus. Neben einer Oberschicht aus reichen Kaufleuten und Reedern bestand die Stadt vor allem aus einem großen Heer von Sklaven. Hinzu kam ein reiches religiöses Leben, welches nicht nur griechisch-hellenistische, sondern auch orientalische Kulte umfasste. Der Apostel Paulus kam auf seiner zweiten Missionsreise (50 oder 51 n. Chr.) nach Korinth und gründete dort eine Christengemeinde, wobei die Christen vor allem der heidnischen Unterschicht entstammten.

Aufbau

Nach Anschrift und Gruß (1 Kor 1,1-3) und einem Dank an Gott (1 Kor 1,4-9) folgt ein größerer Abschnitt (1 Kor 1,10-4,21), der vor allem die Aufspaltung der Gemeinde in rivalisierende Gruppen thematisiert. Über weitere Missstände in der Gemeinde handeln 1 Kor 5,1-6,20. Das Thema „Ehe und Jungfräulichkeit“ wird in 1 Kor 7,1-40 behandelt. Der nächste größere Abschnitt (1 Kor 8,1-11,34) behandelt vor allem die christlichen Sakramente und den christlichen Gottesdienst im Gegensatz zu heidnischen Opfern. 1 Kor 12,1-14,40, welches u.a. auch das „Hohelied der Liebe“ enthält, behandelt das Leben des Christen in seiner Orientierung am Liebesgebot. Vor dem Briefschluss 1 Kor 16,1-24 entfaltet Paulus das Thema der Auferstehung Christi und der Christen (1 Kor 15,1-58).

Entstehung

Der Apostel Paulus hat den 1. Korintherbrief zwischen 53 und 55 n. Chr. in Ephesus verfasst (vgl. 1 Kor 16,8). Er reagiert mit seinem Brief auf Fragen, die in der jungen Christengemeinde entstanden sind. Paulus erhält nämlich davon Kenntnis, dass sich bestimmte Missstände in der Gemeinde eingeschlichen haben, die das Weiterbestehen gefährden. Hierzu zählen aufgrund der besonderen sozialen Situation (zahlenmäßig kleine Oberschicht im Gegensatz zum großen Heer der Sklaven) nicht nur die Bildung von Sondergruppen, die sich auf unterschiedliche Vorbilder berufen und dadurch miteinander rivalisieren, sondern auch ein Fall von schwerer Blutschande (1 Kor 5,1-13), von Streitigkeiten der Christen vor heidnischen Richtern (1 Kor 6,1-11) und von sexuellen Verfehlungen (1 Kor 6,12-20). Hinzu kommen Fragen zur Ehe und Jungfräulichkeit (1 Kor 7,1-40), die Problematik des Genusses von Götzenopferfleisch (1 Kor 8,1-11,1) und Fragen zur gottesdienstlichen Ordnung (1 Kor 11,2-14,40).

Inhalt

Der 1. Korintherbrief lässt gut das Spannungsfeld erkennen, in dem sich die junge christliche Gemeinschaft in der multikulturellen Hafenstadt Korinth befindet. Die Christusbotschaft stellt jedes Gemeindemitglied in die Entscheidung. Dies kann zur Abgrenzung, aber auch zur Inkulturation führen. Maßgebend für die Christin und den Christen ist dabei das Kreuz (1 Kor 1,18-2,5), die Auferweckung Jesu (1 Kor 15,1-28), das Wirken des Heiligen Geistes (1 Kor 2,10-16; 12,1-31) samt dem rechten Gebrauch der Geistesgaben (1 Kor 12,1-11.27-31; 14,1-40) und die Ordnung der Gemeinde (1 Kor 3,5-4,21; 12,27-30; 16,15-18).
 

Der zweite Brief an die Korinther

In seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth musste sich Paulus mit Missionaren auseinandersetzen, die von außen in die Gemeinde kamen und seine Autorität als Apostel grundsätzlich in Frage stellten. Paulus fühlte sich durch die Verdächtigungen und Verleumdungen nicht nur persönlich angegriffen, sondern er sah auch zentrale Themen des neuen Glaubens (Kreuz und Auferstehung Jesu) in Gefahr.

Aufbau

Der zweite Brief an die Korinther gliedert sich in seiner vorliegenden Endgestalt wie folgt:

2 Kor 1,1-2          (Anschrift und Gruß)
2 Kor 1,3-11        (Leid und Trost des Apostels)
2 Kor 1,12-2,11    (Klärung von Missverständnissen)
2 Kor 2,12-5,10    (die Herrlichkeit und die Not des Apostelamtes)
2 Kor 5,11-6,10    (die Bewährung des Apostels in seinem Dienst)
2 Kor 6,11-7,16    (Aussöhnung mit den Korinthern)
2 Kor 8,1-24        (erster Aufruf zur Kollekte für Jerusalem)
2 Kor 9,1-15        (zweiter Aufruf zur Kollekte für Jerusalem)
2 Kor 10,1-18       (Zurückweisung von Angriffen gegen den Apostel)
2 Kor 11,1-12,13   (die Leistung des Apostels)
2 Kor 12,14-13,10 (Ankündigung eines neuen Besuchs)
2 Kor 13,11-13     (Abschiedswort und Segenswunsch)

Entstehung

Der zweite Korintherbrief ist wahrscheinlich aus verschiedenen Briefteilen, die vom Apostel Paulus stammten, zusammengesetzt worden. So ergeben sich nicht nur Brüche, sondern auch die zeitliche Abfolge der geschilderten Ereignisse würde eine andere Zusammenstellung der Texteinheiten innerhalb des zweiten Korintherbriefs nahe legen. Der zweite Korintherbrief dürfte zwischen 54 und 55 n. Chr. komponiert worden sein.

Inhalt

Aufgrund der Auseinandersetzung mit fremden Missionaren drückt sich im zweiten Korintherbrief besonders gut das apostolische Selbstverständnis von Paulus aus.
Inhaltlich kreist der Brief vor allem um drei Themen:
- das Apostelamt im Sinne des Apostels Paulus;
- die Kollekte für die sozial Schwachen in Jerusalem;
- die leidenschaftliche Auseinandersetzung mit den Gegnern des Paulus.

Aus unserer Zeitschrift "Bibel heute"

Bibelarbeit zu 1 Kor 11,17-34
Ein Geist, ein Leib - und Spaltungen?

 

Weitere Materialien

1 Kor 13: Das Hohelied der Liebe
Die Auseinandersetzung der Gemeinde mit Paulus
1 Kor 12 Gemeinde als Leib Christi - ein Leib ohne Zwiespalt mit viel Wertschätzung