Die Briefe des Petrus

Der erste Brief des Petrus

Nach ein 1 Petr 1,1 ist der Apostel Petrus Verfasser des Briefs. Doch ergeben sich Bedenken gegen diese Verfasserschaft, da nicht nur sprachliche Gründe, sondern vor allem auch die inhaltliche Nähe zu den paulinischen Briefen eine Verfasserschaft durch den Apostel Petrus eher ausschließen. Ob diese Einwände gegen die Verfasserschaft des Petrus an Kraft verlieren, wenn man bedenkt, dass in 1 Petr 5,12 der Paulusmitarbeiter Silvanus / Silas (vgl. 2 Kor 1,19; 1 Thess 1,1) als Schreiber des Briefs genannt wird und er den von Petrus diktierten Brief vielleicht mit einer gewissen Eigenständigkeit verfasst hat, kann an dieser Stelle nicht entschieden werden.

Aufbau

Der erste Petrusbrief gliedert sich wie folgt:

1 Petr 1,1-2     (Anschrift mit Gruß)
1 Petr 1,3-12   (Grundlage und Ziel des christlichen Glaubens)
1 Petr 1,13-25 (Ermahnung aus dem Evangelium zu leben)
1 Petr 2,1-10   (das Wesen der christlichen Gemeinde)
1 Petr 2,11-17 (Christsein im Staat)
1 Petr 2,18-25 (Verhaltensregeln für christliche Sklaven)
1 Petr 3,1-7     (Frauen und Männer in der Ehe)
1 Petr 3,8-12   (Aufruf zur Eintracht)
1 Petr 3,13-22 (Sühnetod und Auferstehung Christi; Brechen der Todesmacht)
1 Petr 4,1-11   (Christen sollen nach dem Willen Gottes leben)
1 Petr 4,12-19 (Leiden der Christen in der heidnischen Umwelt)
1 Petr 5,1-11   (die Hierarchie in der Gemeinde)
1 Petr 5,12-14 (Grüße und Segenswünsche)

Entstehung

Sollte der erste Petrusbrief in Zusammenarbeit von Petrus und Silvanus / Silas entstanden sein, dann müsste er vor dem Tod des Apostels (64 oder 67 n. Chr.) verfasst worden sein. Da die Adressaten entsprechend 1 Petr 1,1 fast alle römischen Provinzen Kleinasiens umfassen und diese Ausbreitung des Christentums (Heidenchristen) erst am Ende des 1. Jh.s bzw. zu Beginn des 2. Jh.s n. Chr. vorliegt, wird die Entstehung des ersten Petrusbriefs oft auch zum Ende des 1. Jh.s n. Chr. hin angenommen. Abfassungsort könnte entsprechend dem für Rom verwendeten Decknamen „Babylon“ (vgl. 1 Petr 5,13) die Hauptstadt des römischen Weltreichs sein. Aber auch Kleinasien wird als Abfassungsort vertreten.

Inhalt

Im Mittelpunkt des Briefs steht das Thema „Leiden“. Die Adressaten des Briefs befinden sich als Christen in der Situation der Verfolgung durch ihre heidnische Umwelt oder durch die politischen Behörden des römischen Weltreichs. Der Verfasser möchte durch seinen Brief die Christen ermutigen, diese Leiden aus dem Vorbild Christi heraus zu ertragen. Jesus Christus ist der Erlöser und Herr über alle Mächte. Selbst die Macht des Todes hat er gebrochen, indem er zu den Toten hinabstieg und auch ihnen das Evangelium verkündete (vgl. 1 Petr 3,19-20). Als Getaufte sollen die Christen ihrem Glauben treu bleiben in der Hoffnung, dass sie nicht nur am Leidensweg Christi, sondern auch an seiner Herrlichkeit teilnehmen.

Der zweite Brief des Petrus

Entsprechend 2 Petr 1,1 hat der Apostel Petrus auch diesen Brief verfasst. Dennoch gibt es nicht nur sprachliche und inhaltliche Unterschiede zwischen 1 und 2 Petr, sondern auch der Hinweis auf die verstorbenen Väter in 2 Petr 3,4, zu denen auch Petrus gehört, zeigt deutlich, dass nicht der Apostel Petrus diesen Brief verfasst haben kann. Er ist von jemandem verfasst worden, der in Übereinstimmung und mit der Autorität des Petrus diesen Brief an die gesamte Christenheit richtete.

Aufbau

Der zweite Petrusbrief unterteilt sich wie folgt:

2 Petr 1,1-2     (Anschrift mit Gruß)
2 Petr 1,3-11   (Berufung der Christen und tiefere Erkenntnis Jesu Christi)
2 Petr 1,12-21 (Betonung der Autorität des Apostels)
2 Petr 2,1-22   (Warnung vor Irrlehrern)
2 Petr 3,1-16   (das erwartete Kommen Christi)
2 Petr 3,17-18 (Briefschluss)

Entstehung

Aufgrund der literarischen Abhängigkeit vom Judasbrief (vgl. 2 Petr 2,1-22 mit Jud 5-16) wird der zweite Petrusbrief kurz nach dem Judasbrief verfasst worden sein (um 110/120 n. Chr.). Verfasser dürfte ein hellenistisch gebildeter Judenchrist sein. Über den Abfassungsort (möglicherweise Kleinasien) lässt sich mit Sicherheit nichts sagen.

Inhalt

Anlass für die Abfassung des zweiten Petrusbriefs dürfte das Auftauchen von Irrlehrern in den Gemeinden sein, die sich auf den Apostel Paulus berufen (vgl. 2 Petr 3,14-18). Diese Irrlehrer üben starke Zweifel an der (juden)christlichen Vorstellung von der Wiederkunft Christi und haben für diese Anschauung letztlich nur Hohn und Spott übrig (vgl. 2 Petr 2). Auch leugnen sie die göttliche Herrlichkeit Jesu (2 Petr 2,1.10) und stellen damit aus der Sicht des Verfassers das Fundament des christlichen Glaubens in Frage. Die Auseinandersetzung mit diesen Irrlehrern, die vielleicht ein Frühform der „Gnosis“ (griechisch „gnosis“ = „Erkenntnis“) vertreten, ist nicht nur von heftiger Polemik geprägt (besonders 2 Petr 2,22), sondern auch durch eine argumentative Auseinandersetzung mit dieser Position (vgl. 2 Petr 3,1-13). So ist das Ausbleiben der Wiederkunft Christi u.a. dadurch zu erklären, dass Gott ein anderes Zeitmaß hat als wir Menschen. Auch zeigt sich in der Verzögerung die Langmut Gottes, die den Sündern (vor allem den Irrlehrern) Zeit zur Umkehr ermöglicht.
Wichtig ist dem Verfasser auch die richtige Auslegung der Schrift (vgl. 2 Petr 1,19-21).