Der Brief an die Epheser

Der Epheserbrief hat wie keine andere Schrift des Neuen Testaments die Vorstellung von einer christlichen Gemeinde geprägt. Da die Erwähnung von „Ephesus“  in Eph 1,1 in vielen Handschriften fehlt, handelt es sich bei dem Brief wohl um ein Rundschreiben an die kleinasiatischen Gemeinden. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass der Brief an keiner Stelle auf spezifische Probleme einer Einzelgemeinde eingeht, sondern darzustellen versucht, was eine christliche Gemeinde ausmacht.

Aufbau

Auf Anschrift und Gruß in Eph 1,1-2 folgt in Eph 1,3-2,22 die Darlegung des göttlichen Heilsplanes. Demnach hat Gott schon vor der Erschaffung der Welt die Kirche durch Christus erwählt und als sein Volk zusammengerufen. Durch die Taufe werden die Menschen Mitglied dieser Kirche und dadurch der Macht der Finsternis entrissen. In dieser Kirche ist die alte Feindschaft zwischen Juden und Heiden überwunden, da Christus Frieden gestiftet hat. In diesem Zusammenhang wird der Apostel Paulus als göttliches Werkzeug verstanden, der den Bau der Kirche aus den einzelnen Völkern durchführt (vgl. Eph 3,1-21). Damit endet der erste Teil des Briefs.
Der zweite Teil des Briefs (Eph 4,1-6,20), der mit der Grundlegung der Kirche im Handeln Christi einsetzt (vgl. Eph 4,1-16), entfaltet die Konsequenzen, die diese Grundlegung im Leben des einzelnen Christen und im Zusammenleben der Christen hat. Mit dem Schlusswort und einem Segenswunsch in Eph 6,21-24 endet der Brief.

Entstehung

Da es sich um ein Rundschreiben handelt, stammt der Epheserbrief wahrscheinlich von einem Paulusschüler, der im Namen des Apostels schreibt und situationsunabhängig darlegen möchte, was das Wesen der Kirche im paulinischen Sinne ist. Als Abfassungszeitraum legt sich die Zeitspanne von 80 – 90 n. Chr. nahe. Abfassungsort könnte eine Stadt sein, die im ehemaligen Missionsgebiet des Paulus lag (z.B. Ephesus).
Der Epheserbrief enthält viele Anspielungen auf andere von Paulus oder in seinem Namen geschriebene Briefe. So wird Kol 3,5-4,6 in Eph 4,17-6,9 aufgenommen und in erweiterter Form neu interpretiert.

Inhalt

Ein bestimmter Anlass für das Schreiben des Epheserbriefs ist nicht erkennbar. Das zentrale Thema des Briefs ist die Kirche. Das paulinische Bild von der Kirche als Leib Christi wird zwar aufgenommen, aber dadurch, dass Christus selbst das Haupt der Kirche ist (vgl. Eph 1,22-23), erfährt es eine profilierte Zuspitzung. Während nach Paulus alle Gläubigen an ihrem Ort und in ihrer Funktion Christus repräsentieren, stellen die Gläubigen nach dem Epheserbrief selbst nicht mehr Christus dar, sondern gehören zu ihm als ihrem Haupt. Durch die profilierte Ausrichtung der Kirche auf ihr Haupt, auf Jesus Christus, wird vor allem die Einheit der Kirche betont (vgl. Eph 4,15-16).

Aufbau und Struktur mit Kurzkommentar von Wolfgang Baur

Eph 4,20-5,20 Aufbau und Struktur

Der Christus-Hymnus Eph 1,3-14