Das Buch Habakuk

Über den Propheten Habakuk ist außer seinem Eigennamen (Hab 1,1; 3,1) nichts bekannt. In der griechischen Übersetzung (Septuaginta) des Danielbuchs findet sich in der Erzählung vom Drachen (Dan 14,23-42) der Hinweis, dass der Prophet Habakuk dem Daniel, der in Babylon in der Löwengrube sitzt, mit Hilfe eines Engels etwas zu essen bringt (Dan 14,33-39).

Aufbau

Auf die Überschrift Hab 1,1 folgt mit 1,2-2,5 der erste Teil des Buchs, der mit einer Klage Habakuks über die Gewalt und den Rechtsbruch in Juda anhebt (1,2-4). Nachdem JHWH in einer Antwort an Habakuk die Chaldäer (Babylonier) als Strafinstrument gegen Juda einsetzt (1,5-11), erfolgt in 1,12-17 aufgrund der Grausamkeit der Chaldäer erneut eine Klage, auf die JHWH mit einer generellen Vernichtung aller Hochmütigen und Gewalttätigen und einer Rettung aller Gerechten antwortet (2,1-5).
Der zweite Teil des Buchs 2,6-20 enthält fünf Wehesprüche, die generell den Rechtsbruch und die Bosheit beklagen. Am Ende des zweiten Teils thront JHWH als Weltenrichter in seinem Tempel.
Der dritte Teil 3,1-19 erbittet und schaut dann das Kommen des Weltenrichters.

Entstehung

Das Habakukbuch hat eine komplexe Entstehungsgeschichte, so dass eine textliche Zuordnung zu den drei Etappen der Entstehung in dieser Kurzeinführung unterbleiben muss.
Entsprechend der neuesten Forschung geht man davon aus, dass die Klagen des Propheten gegen die Oberschicht und das Königtum in Juda/Jerusalem um 600 v. Chr. zusammen mit der Ankündigung der neubabylonischen Invasion als JHWH-Gericht gegen Juda/Jerusalem den vorexilischen Grundstock des Buchs bilden. Aufgrund der brutalen Besatzung durch die Babylonier ergibt sich eine exilische Bearbeitung, die das Gericht über Juda/Jerusalem auf die Babylonier umdeutet. Durch eine nachexilische Bearbeitung wird das Gericht über Babylon auf alle Völker hin universalisiert und in die Endzeit verlagert.

Inhalt

Für Habakuk stellt die Zerstörung der Gerechtigkeitsordnung (Gerechtigkeit ist i.S. von Solidarität bzw. Gemeinschaftstreue zu verstehen) der Ausgangspunkt seiner prophetischen Kritik dar. Während er zunächst die Chaldäer (Babylonier) als göttliches Strafwerkzeug versteht und sich dadurch eine Neuordnung in Juda/Jerusalem erhofft, muss er diese Hoffnung aufgrund der Gewalttätigkeit der Babylonier bald begraben. So erwartet er für sie auch das Gottesgericht. Am Ende steht der universale Leitsatz, der zugleich die theologische Mitte des Buchs bildet: „Wer nicht rechtschaffen ist, schwindet dahin, der Gerechte aber bleibt wegen seiner Treue am Leben“ (Hab 2,4).

Aus unserer Zeitschrift "Bibel und Kirche"

Habakuks Streit mit Gott über Gewalt von Gerlinde Baumann BiKI 3/2011