Das Buch Joel

Das Joelbuch nennt außer dem Namen des Propheten Joel (hebräisch „JHWH ist [allein] Gott“) keine weiteren Namen. Ebenso fehlen konkrete Hinweise auf historische Ereignisse. Der kunstvoll komponierte Text stellt aufgrund der Zitation und Anspielung auf andere Prophetenbücher (vor allem Hosea und Amos) literarische Prophetie dar.

Aufbau

Gegliedert ist das Joelbuch in zwei große Teile: Nach der Überschrift Joel 1,1 und der Eröffnung in 1,2-4, ruft der Prophet in 1,2-2,17 zunächst das Volk zur Klage und zur Buße auf, denn das Land leidet unter einer Dürre und einer großen Heuschreckenplage (1,5-20). Aber der herannahende Gerichtstag, der „Tag JHWH“ zeigt sich nicht nur in diesen Naturkatastrophen, sondern auch durch heranrückende feindliche Völker. Auch dies gibt Anlass zur Klage und zur Umkehr (2,1-17).
Der zweite Hauptteil 2,18-4,21 eröffnet in zwei Schritten eine Hoffnungsperspektive für die Menschen aufgrund ihrer Umkehr: In einer Gottesrede wird in 2,18-27 zunächst Regen und reiche Ernte angekündigt. In 3,1-4,17 wird in einer weiteren Gottesrede die Verschonung Jerusalems und die Vernichtung der feindlichen Völker angekündigt. 4,18-21 fasst abschließend die beiden Gottesreden zusammen.

Entstehung

Eine literarkritische Trennung zwischen Joel 1-2 und 3-4, die ein zweistufiges Entstehen des Joelbuches nahe legt, wird heute nur noch selten vorgenommen. Vielmehr geht man von der Einheitlichkeit des Joelbuches aus, wobei geringfügige Ergänzungen nicht ausgeschlossen sind. Da Joel intensive Bezüge zu anderen Prophetenbücher herstellt und hier vor allem das vorangehende Hoseabuch und das nachfolgende Amosbuch zu nennen sind, wird auch die These vertreten, dass das Joelbuch für seinen jetzigen Zusammenhang im Zwölfprophetenbuch verfasst wurde. Aus sprachlichen und inhaltlichen Gründen wird das Joelbuch in die 1. Hälfte des 4. Jh.s  v. Chr. datiert.

Inhalt

Im Mittelpunkt steht die Botschaft vom „Tag JHWHs“, der bislang von verschiedenen Propheten angekündigt wurde, jetzt aber anbricht. Dabei kann dieser Tag für Israel sowohl strafendes Gericht als auch Heil bedeuten. Diese Zweideutigkeit kehrt wieder im Gottesbild, denn Gott kann sich gegenüber seinem eigenen Volk feindlich verhalten. Ebenso aber ist er aufgrund von Umkehr bereit, gnädig und barmherzig zu sein und das angedrohte Unheil zu „bereuen“ (Joel 2,13). Eine solche Umkehr, die zugleich Rettung bedeutet, vollzieht sich durch die von JHWH verheißene Geistaussendung auf das Gottesvolk, die Israel eine unmittelbare Gottesgegenwart schenkt (vgl. Joel 3,1-5). Petrus hat in seiner Predigt diese unmittelbare Gottesgegenwart auf alle Völker ausgeweitet (vgl. Apg 2,17-21).