Das Buch Judit

Im Mittelpunkt der romanhaften theologischen Lehrerzählung steht die junge Witwe Judit, eine Frau, die gottesfürchtig ist und durch ihre Torafrömmigkeit ihr Volk (beispielhaft durch die BewohnerInnen der Stadt Betulia repräsentiert) rettet. Aufgrund ihres Festhaltens an der Weisung JHWHs, kann in dieser literarischen Fiktion die rettende Gottesherrschaft im Gegensatz zu den gewalttätigen Herrschern dieser Welt (beispielhaft durch den neubabylonischen König Nebukadnezzar repräsentiert) aufgezeigt werden.

Aufbau

Das Juditbuch ist zweigeteilt (Jdt 1-7; 8-16). Im 1. Teil wird in Jdt 1-3 die Macht Nebukadnezzars und der sich daraus ableitende Herrschafts- und Verehrungsanspruch dargestellt. Mit Jdt 4-7 wird die Bedrängnis des jüdischen Volks durch Nebukadnezzar und seinem General Holofernes beispielhaft an der Stadt Betulia thematisiert. Im Hintergrund schwingt die Frage mit: Wer ist der einzige und wahre Gott? Nebukadnezzar oder JHWH? Auf den 1. Teil, der mit der Verzweiflung der jüdischen Bevölkerung angesichts der gewalttätigen Bedrohung durch Holofernes endet, folgt der 2. Teil, der betont mit der gottesfürchtigen Witwe Judit einsetzt und deutlich macht, dass allein JHWH der wahre Gott ist, und zwar kein gewalttätiger Gott, sondern ein Gott, der Israel durch die Hand einer schönen, klugen und vor allem gottesfürchtigen Frau rettet.

Entstehung

Im Juditbuch werden aus verschiedenen Epochen stammende historische und geographische Überlieferungen zu einer fiktiven Beispielserzählung verarbeitet. So erinnert das Buch u.a. an das neuassyrische und neubabylonische Reich, an das Perserreich sowie an die Herrschaft der Seleukiden. Auch wenn das Buch eine literarische Fiktion ist, so deuten nicht zuletzt viele Einzelheiten im Geschehensablauf auf eine Entstehungszeit des griechischen Originals auf das Ende des 2. Jh.s v. Chr. hin. Das Juditbuch liegt in zwei Textformen vor: einer griechischen (Septuaginta) und einer lateinischen (Vulgata).

Inhalt

Im Juditbuch konkurrieren König Nebukadnezzar, der sich selbst als Gott versteht, und JHWH, der Gott Israels, miteinander. Mit Nebukadnezzar ist das Trauma von 586 v. Chr. verbunden. In nachexilischer Zeit wird er daher zum israelfeindlichen Weltherrscher mit göttlichem Anspruch schlechthin. In einer solchen Glaubenskrise (wer ist denn nun der eine und wahre Gott?) tritt Judit („die Jüdin“) auf. Als  „Erinnerungsfigur“ vereinigt sie viele Rettungserfahrungen Israels in sich. Indem Judit den General Holofernes mit seinem eigenen Schwert tötet, rettet sie nicht nur ihr Volk, sondern mit dieser Tat liegt auch eine scharfe Verurteilung des Krieges vor:  „Wer sein Schwert erhebt, wird durch sein eigenes Schwert umkommen“. Durch ihre mutige Tat erweist Judit JHWH als einzigen und wahren Rettergott. Die komplexe theologische Botschaft des Buchs ist weniger aus dem Geschehensablauf, sondern vielmehr durch die Analyse der Reden und Gebete zu ermitteln.

Ein Gott, der die Kriege zerschlägt.