Das Evangelium nach Markus

Das älteste, griechisch geschriebene Evangelium wird nach kirchlicher Tradition Markus zugeschrieben. Markus (eigentlich: Johannes Markus) war ein Vetter des Barnabas. Er war Mitarbeiter des Paulus, später auch des Petrus (vgl. Apg 12,12; 13,5; 15,36-39). Markus ist Schöpfer der Gattung „Evangelium“ (griechisch "euangélion"; übersetzt „frohe Botschaft“), die entsprechend antikem Vorbild in Form einer Biographie ein Glaubenszeugnis darstellt, welches zum Glauben an die Person Jesu Christi einladen möchte.

Aufbau

Der Aufbau des Markusevangeliums ist von einer geographischen Räumlichkeit geprägt:
Mk 1,14-5,43    Wirken Jesu in Galiläa
Mk 6,1-9,50      Wanderung durch jüdisch-heidnisches Gebiet; Jüngerbelehrung
Mk 10,1-15,47   Nach Jerusalem; Konflikt mit den jüdischen Führern; Tod am Kreuz
                    

Das Auftreten Johannes des Täufers in Mk 1,1-13 wird dieser geographischen Struktur vorangestellt. Abgeschlossen wird sie durch den Osterbericht in Mk 16,1-8. Später wird ein Anhang (Mk 16,9-20) angefügt.

Entstehung

Markus sammelte sowohl schriftliche als auch mündliche Überlieferungen, um die Geschichte des irdischen Jesus als Ausgangspunkt der frohen Botschaft darzustellen. Diese Überlieferungen umfassten u.a. Wundergeschichten, Gleichnisse, Jesusworte, Jüngerunterweisungen und vor allem eine Leidensgeschichte Jesu. Markus hat sie zu einer zusammenhängenden Erzählung zusammengefügt, die nach einem bestimmten zeitlichen und räumlichen Raster aufgebaut ist. Da der Schluss in Mk 16,8 unbefriedigend war, fügte eine unbekannte Hand im 2. Jh. n. Chr. den Anhang Mk 16,9-20 an.
Zeitlich gesehen ist das Markusevangelium kurz nach der Zerstörung Jerusalems (vgl. Mk 13) um 70 n. Chr. verfasst worden. Als Ort der Abfassung wird neben Rom (so die altkirchliche Tradition) auch Syrien vorgeschlagen. Das Evangelium wendet sich an Heidenchristen, die nicht mehr nach dem jüdischen Ritualgesetz leben (vgl. Mk 7,3-4).

Inhalt

Nach Markus ist Jesus der Sohn Gottes, der verheißene Messias. Durch sein Wirken ist die Gottesherrschaft („Reich Gottes“) und damit die Heilszeit gegenwärtig (Mk 1,14-15). In diesem Zusammenhang befreit Jesus die Menschen von allem Bösen, vergibt ihnen ihre Schuld und befreit so die Menschen zu einem neuen Leben, das sie aus dem Willen Gottes heraus gestalten können. Allerdings wird das Geheimnis, dass in der Person Jesu Gottes Vollmacht in menschlicher Niedrigkeit zu den Menschen kommt, von den religiösen Führern Jerusalems nicht begriffen. Erst nach der Auferstehung Jesu öffnet sich auch für seine Jünger dieses Geheimnis. Der erste Heide, der dieses Geheimnis erkennt, ist der Hauptmann unter dem Kreuz (Mk 15,39). So steht für die Kirche der Heiden das Kreuz Christi im Mittelpunkt ihres Glaubens.

Aus unseren Zeitschriften "Bibel heute" und "Bibel und Kirche"

Einführung in das Markusevangelium von Stefan Schreiber (aus Bibel und Kirche 2/2011)
Bibelarbeit zu Mk 10,13-16 (aus Bibel heute 163)
Kriegstraumatisierung als Thema des Markusevangeliums Beitrag von Monika Fander aus dem Band: Elisabeth Moltmann-Wendel, Renate Kirchhoffe (Hg.), Christologie im Lebensbezug, Göttingen 2005 mit freundlicher Genehmigung der Autorin und des Verlags Vandenhoeck & Ruprecht
Eine zeitgenössische Vertonung des Markusevangeliums (Bibel und Kirche 2/2011)
 

Bibelwissenschaftliche Studien

Petrus im Markusevangelium von Sr. M. Gabriele Jarski. Abschreckendes Beispiel oder idealer Jünger.
Die spannende Frage, ob Petrus abschreckendes Beispiel oder idealer Jünger Jesu ist, beantwortet Sr. M. Gabriele Jarski in ihrer Zulassungsarbeit anhand von zentralen Perikopen aus dem Markusevangelium. In ihren interessanten Analysen berücksichtigt sie auch die neuesten Ergebnisse der Markusforschung. Für die praktische Umsetzung dieses Themas hält die Studie abschließend eine praktische Bibelarbeit bereit.