Das Buch der Richter

Das Buch der Richter hat wie das Josuabuch die Anfänge Israels in vorstaatlicher Zeit, die um 1000 v. Chr. mit dem Königtum Davids zu Ende geht, zum Thema. Im Mittelpunkt stehen Erzählungen bzw. Erzählkränze (Zusammenstellung von Einzelgeschichten), die einzelne Regionen bzw. Stämme in den Blick nehmen. Auch wenn das Richterbuch nicht als historische Quelle angesehen werden kann, so leben in einzelnen Erzählungen Erinnerungen an diese turbulente Anfangszeit Israels weiter.

Aufbau

Das Richterbuch ist dreigeteilt: Ri 1,1-2,10 (andere mögliche Abgrenzung: 1,1-3,6) bildet einen Rückblick auf die Zeit nach dem Tod Josuas. Den Hauptteil mit Erzählungen zu einzelnen Richtern bildet Ri 2,11-16,36. Ri 17,1-21,25 bildet dann den Schlussteil.

Entstehung

Das Richterbuch bildet keine zusammenhängende Erzählung, sondern setzt sich aus Einzelgeschichten bzw. aus Erzählkränzen zusammen. Aus dieser Beobachtung leitet sich entstehungsgeschichtlich die Möglichkeit ab, dass es zunächst Einzelgeschichten gegeben hat, die an bestimmte Ortschaften / Regionen und an bestimmte Stämme gebunden waren. Diese Einzelgeschichten hat man im 9. und 8. Jh. v. Chr. zu Erzählkränzen zusammengebunden. Es war die Zeit wachsender Bedrohung von außen (Aramäer und Assyrer). Daher steht die rettende Hilfe JHWHs (einzelne Richter als Retter) im Mittelpunkt. Nach der Zerstörung Jerusalems 586 v. Chr. erfolgt eine erneute Bearbeitung, die ein bestimmtes theologisches Schema (s.u.) zwecks Deutung der Geschehnisse anwendet und das Richterbuch in den Zusammenhang von Jos-2 Kön stellt. Die letzte Bearbeitung, die vor allem im Anfangsteil und im Schlussteil greifbar wird, stellt das Richterbuch in einen noch größeren Zusammenhang, der auch den Pentateuch („Tora“) umfasst.

Inhalt

Während 1,1-2,10 mit seinem Rückblick auf die Landnahme und auf den Tod Josuas eine enge Rückbindung an das Josuabuch vornimmt, stehen im Hauptteil 2,11-16,36 die einzelnen Richter und Richterinnen, die sowohl regieren als auch Recht sprechen, im Mittelpunkt. Da sie immer wieder Stämme aus feindlicher Bedrängnis befreien, werden sie auch als Rettergestalten gesehen.
Der Hauptteil ist durch ein festes theologisches Schema geprägt: Feststellung der Schuld („Die Israeliten taten, was JHWH missfiel“) – Strafe JHWHs (in die Gewalt der Feinde übergeben) – Hilfeschrei zu JHWH und Einsetzung eines Richters/Retters – Unterwerfung der Feinde und Ruhe für Israel bis zum Tod des Richters/des Retters. Dieses Schema kehrt oft wieder.
Im Schlussteil werden mit den beiden Erzählkränzen Ri 17-18 und 19-21 äußerst verwerfliche Zustände geschildert (Missachtung des Bilderverbots; grausame Vergewaltigung; Stämmekrieg; Frauenraub).

Die Feldzüge der Richter

Übersicht WUB 3/08

Die Erzählung von Simson und Delila (Ri 16,4-31)

„Womit kann ich dich fesseln?“ Bibelarbeit

Aus: Grundkurs Männer, Frauen und die Bibel, Werkbuch, hg. Von Gabriele Theuer, Verlag Kath. Bibelwerk, 800 S., 2003, ISBN: 978-3-460-32618-7