Judit abseits der Klischees - Wie in Krisenzeiten starke biblische Erzählfiguren neu sprechen können
Stuttgart, 24. November 2025. Die Ausgabe 3/2025 des Heftes «Bibel und Kirche» nimmt die facettenreiche Figur der Judit in den Blick. Mit dieser biblischen Erzählfigur sind viele verschiedene Bilder einer Frau verbunden: fromm, gottesfürchtig, stark, durchsetzungsfähig, siegreich. Wie können diese Facetten in ein Gesamtbild eingebettet werden oder sogar noch vervielfältigt? Gerade im Blick auf Bedrängung, Konflikt und Krieg ist die Auseinandersetzung mit dieser Person für die Gegenwart wichtig und wegweisend.
Judit gilt als Retterin in der Bedrohung. Ihre Klugheit, theologische Einsicht und ihr Mut helfen ihr, sich dem großen, mächtigen Herrscher Nebukadnezzar entgegenzustellen. Der Potentat und selbsternannte Gott Nebukadnezzar scheitert in seinem Vorhaben und selbst seine militärische Stärke hilft nicht. Judit zeigt auf, dass der Gott Israels der einzige und wahre Herrscher der Geschichte ist. Die Juditerzählung konnte auf verschiedene Situationen in der Geschichte hin immer neu gelesen werden und Judit wurde gedeutet als biblische Retterin, politische Heldin, femme fatale, feministische Ikone und patriarchale Projektion.
Marlen Bunzel nimmt die Leserinnen und Leser dieses Heftes mit auf eine spannende Erzählreise: Wie entstehen Geschichten, die nicht historisch sein können und doch viele Emotionen hervorrufen? Das Juditbuch versucht genau das. Es ist eine Fiktion in historisierendem Gewand als eine Art Gleichnis. Ein Lernen für die Gegenwart und die Zukunft ist das Ziel dieser wunderbaren Erzählung. Sie kann als ermutigende Geschichte in Krisenzeiten gelesen werden mit literarischer Tiefe in Dichtung und Ironie, die zu Gottvertrauen und Handeln aufruft.
Neben der Bibel liefert auch die griechische antike Literatur ähnliche Erzählungen, auf die die Juditerzählung zurückgreifen konnte, wie Barbara Schmitz aufzeigt. Die Frage nach dem Tyrannenmord und seiner ethischen Begründung steht im Raum. Das Volk Israel wurde bedroht und Judit hat das Volk befreit. So geht es in der Erzählung zwar um Gewalt, aber um das Ende von Kriegen.
Besonders in der feministischen Bibelauslegung wurde Judit als starke Frau ins Zentrum gestellt. Im Heft nimmt Mathias Winkler eine männliche Perspektive auf Judit ein und versucht Judit als Erzählfigur zu deuten. Lucas Brum Teixeira nimmt die mittelalterliche, jüdische Juditrezeption in den Blick. Lange Zeit galt das Juditbuch in jüdischen Kreisen weniger wichtig. Besonders durch die Unterdrückungs- und Ausgrenzungserfahrungen jüdischer Gemeinden wurde die Juditerzählung bedeutsamer. Marc Wischnowsky und Michaela Veit-Engelmann greifen die Einstellung Martin Luthers zum Juditbuch auf und verweisen zugleich auf seine ambivalente Darstellung. So wurde das Buch Judith nicht in biblischen Kanon nach Luther aufgenommen, da keine hebräische Vorlage besteht. Zugleich reiht Luther das Buch Judit innerhalb der Apokryphen als erstes Buch ein, weshalb es eine besondere Stellung hat. Denn Judit zeigt sich als gottesfürchtige Frau im Vertrauen auf Gott. So wie Luther auf die nützliche Lektüre des Buches verweist, so kann für diese Ausgabe des Heftes Bibel und Kirche gleiches gesagt werden, das es zu lesen gilt.
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Mehr erfahren:
Inhalt „Judit abseits der Klischees“ (Bibel und Kirche 3/2025)
Elisabeth Birnbaum
Judit – welche Judit?
Eine Einführung
Marlen Bunzel
Wie funktioniert die Juditerzählung?
Aspekte über die faszinierende Erzählweise des Juditbuches
Barbara Schmitz
Judit als Tyrannentöterin
Mathias Winkler
Eine Frau nach Männergeschmack?
Lucas Brum Teixeira
Die jüdische Judit
Die Wiederentdeckung, Rezeption und Überarbeitung von Judit im Mittelalter
Marc Wischnowsky, Michaela Veit-Engelmann
Apokryph und doch nützlich zu lesen – Luthers Vorrede zum Buch Judit
Zwischenruf von Berenike Jochim-Buhl
Literatur zum Heftthema, Mitgliederforum
• Weitere Informationen:
Judit abseits der Klischees
Bibel und Kirche 3/25, 60 S., € 9,80,
ISBN 978-3-911227-20-9
www.bibelundkirche.de
• Bezugsquelle:
bestellung(at)bibelwerk.de, Tel. 0711 61920-26;
im Abonnement bei Katholisches Bibelwerk e.V., Tel. 0711 61920-50,
online unter www.bibelundkirche.de
• Pressekontakt:
Ralf Heermeyer
Tel. 0711 61920-55
presse(at)bibelwerk.de
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