Synodale Kirche – Der Weg in die Zukunft - Wie man auch in der Bibel gemeinsam um den Willen Gottes rang
Stuttgart, 12. Dezember 2025. Ende Januar 2026 tagt zum letzten Mal die Synodalversammlung des Synodalen Weges. Dieses Ereignis und die Gründung des Synodalen Ausschusses nimmt das Katholische Bibelwerk zum Anlass, eine ganze Ausgabe der Zeitschrift „Bibel und Kirche“ den Fragen von synodalen Prozessen in biblischen Texten zu widmen.
In der Ausgabe 4/2025 wird gefragt, wie in biblischen Zeiten und in biblischen Texten politische Entscheidungen getroffen wurden. Welche Impulse und Inspirationen können aus biblischen Texten für Synodale Prozesse abgeleitet werden? Welche biblischen und geschichtlichen Ursprünge eröffnen Perspektiven für die Gegenwart?
Thomas Söding geht der Spur einer «synodale Kirche» v.a. in neutestamentlichen Texten nach und eröffnet so einen Blick für die Zukunft. Bereits die Bezeichnung «Weg» für die nachösterliche Jesus-Bewegung bildet die Grundlage für ein synodale Verständnis von Kirche: gemeinsam unterwegs sein ist die Grundlage und verweist auf Agilität und Ausrichtung der Nachfolgegemeinschaft Jesu. „Synodal“ ist sowohl das gemeinsame Unterwegssein wie z.B. die pilgernde Gemeinde im Hebräerbrief, wie das Volk Israel im Exodus oder die Erzeltern. Veränderung und Bewegung ist Kern des Christentums. Thomas Söding betont zudem „Das paulinische Urbild der Kirche als Leib Christi (1 Kor 12,12–27; Röm 12,4–5).
Wer mit diesen biblischen Bildern und Begriffen ernst macht, muss sich fragen, wie Kirche heute gestaltet ist und was es an Veränderungen braucht, damit die «synodale Kirche» immer stärker sichtbar und realisiert wird.
Stefan Schreiber fragt nach dem Papstamt als Nachfolge des Jüngers Petrus. Tatsächlich ist er nicht allein mit der ihm übergebenen Vollmacht (Mt 16,18f.), sondern wenige Kapitel später erhält die gesamte Gemeinde dieselbe Zusage: „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18). Schreiber ordnet diesen Satz in den historischen Zusammenhang ein und stellt außerdem fest, dass die Vollmacht für Petrus nur für ihn persönlich und nicht für mögliche Nachfolger formuliert ist. Stattdessen weitet Jesus die Vollmacht, d.h. Entscheidungsbefugnis in allen Fragen des religiösen Lebens, auf die gesamte Gemeinde aus. „Das bedeutet in einem sehr konsequenten Sinn ‚Synodalität‘“, so Schreiber. Und diese Gemeinde, wie in Mt 18,1-5 herausgestellt, ist hierarchielos.
Sehr lohnend ist auch der Blick auf verschiedene Führungsvorstellungen im Alten Testament, wie sie Katharina Pyschny darlegt. Denn neben den großen Führungsgestalten wie Mose und David werden auch geteilte Führungsaufgaben beschrieben. So soll Mose entlastet werden von der Alleinverantwortung und der damit verbundenen Überforderung. Neben der Entlastung ist dadurch Profilschärfung und Kompetenzvertiefung möglich. Noch weiter greift die Geistausgießung Gottes über alle Lebewesen im Buch Joel. Denn so wird jedes Lebewesen in die Pflicht und Verantwortung genommen, ohne Einschränkungen.
Einen Blick auf die Gemeinden, die Paulus angeschrieben hat, wirft Sabine Bieberstein. Neben der Taufe und der Charismen der Gläubigen stellt Paulus keine Gemeindeordnung vor. Gleichwohl zeigt sich in den Grußlisten der Briefe, wie Gemeinde vor Ort gestaltet wurde. Es bestand ein Austausch zwischen kleineren Gemeinschaften, wie sie gemeinsam in der Grußliste des Römerbriefes erwähnt werden. Sehr verschiedene Formen von Gemeindeleitung je nach örtlichem Bedarf werden sichtbar, die aber keine einheitliche Gesamtorganisation verbindet.
In den ersten Jahrhunderten der Kirche entwickeln sich schließlich Leitungsämter und werden Synoden abgehalten, wie Christian Hornung darlegt. Innerkirchliche Auseinandersetzungen sollten durch Synoden geklärt und beigelegt werden. An diesen Versammlungen sind zunächst nur Bischöfe beteiligt und es sollen einstimmige Entscheidungen getroffen werden. Die Themen sind eher disziplinarisch oder verwaltungstechnisch, so dass die Synoden zu einem Beratungs- und Entscheidungsinstrument werden.
Luisa Eisele berichtet aus dem Forschungsprojekt «Making synodality work», weitere Lesetipps und zwei Zwischenrufe runden das Heft ab: Ulrike Sals, „Die Bibel will keine einsamen Entscheidungsträger“ sowie Katrin Brockmöller: „Es geht nicht weiter ohne Mirjam!“
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Mehr erfahren:
Inhalt „Synodale Kirche – Der Weg in die Zukunft“ (Bibel und Kirche 4/2025)
Thomas Söding
Der Aufbruch der katholischen Kirche
Die Weltsynode im Licht der Bibel
Katharina Pyschny
Geteilte Verantwortung: Kollektive und partizipative Führungsvorstellungen im Alten Testament
Stefan Schreiber
Wer entscheidet – Petrusamt oder Gemeinde?
Sabine Bieberstein
„Grüßt die Gemeinde in ihrem Haus!” (Röm16,5)
Was die Grußliste des Römerbriefs über die ersten Gemeinden in Rom verrät
Christian Hornung
Synoden und Institutionalisierung
Zur Geschichte antiker Bischofsversammlungen
Luisa Eisele
Aus synodaler Praxis lernen
Das Forschungsprojekt “Make synodality work”
Zwischenruf von Katrin Brockmöller
Zwischenruf von Ulrike Sals
Literatur zum Heftthema, Mitgliederforum
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Bibel und Kirche ist eine der beiden Mitgliedszeitschriften der Bibelwerke in Deutschland, Österreich und Schweiz. Vier Themenhefte informieren jährlich über aktuelle Entwicklungen zur Bibel in Universität, Kirche, Schule und Erwachsenenbildung. Die verständlichen Beiträge sind mit wissenschaftlicher Expertise geschrieben und geprüft. Sie wird von 11.000 Abonnentinnen und Abonnenten gelesen.
• Weitere Informationen:
Synodale Kirche – Der Weg in die Zukunft
Bibel und Kirche 4/25, 60 S., € 9,80,
ISBN 978-3-911227-21-6
www.bibelundkirche.de
• Bezugsquelle:
bestellung(at)bibelwerk.de, Tel. 0711 61920-26;
im Abonnement bei Katholisches Bibelwerk e.V., Tel. 0711 61920-50,
online unter www.bibelundkirche.de
• Pressekontakt:
Ralf Heermeyer
Tel. 0711 61920-55
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Katholisches Bibelwerk e.V.
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