Psalm 55 als Klage einer Frau. Zum Gebetstag für Betroffene sexuellen Missbrauchs

"Furcht und Zittern erfassten mich;
ich schauderte vor Entsetzen. …
Hätte ich doch Flügel wie eine Taube,
dann flöge ich davon und käme zur Ruhe." (Ps 55,6-7)

Papst Franziskus hat diesen Gebetstag 2016 angeregt. In der deutschen Kirche soll er an einem der beiden letzten Sonntage im November 2023 begangen werden. 

Das Katholische Bibelwerk e.V. stellt aus diesem Anlass die Auslegung der Theologin und Schriftstellerin Ulrike Bail zu Psalm 55, veröffentlicht in “Bibel und Kirche” 3/1996, kostenfrei als PDF zur Verfügung. 

Ulrike Bail liest den Psalm als Klage einer Betroffenen. Sie schreibt: “Doch der Psalm spricht den Schrecken nicht nur aus, er entwirft Gegenräume, Räume gegen die Gewalt. Schon dadurch, dass der Psalm ein Aussprechen der Gewalterfahrung und ein Benennen der Täer ermöglicht, löst sich das Leid aus seiner subjektiven Vereinzelung und Isolation. Die Klage ermöglicht den Opfern, den Schrecken und die Gewalt zu benennen, und dadurch kann die Mauer des Schweigens, die die Sieger um ihre Opfer ziehen, aufgebrochen werden.”

Bischof Burger betonte, dass der Gebetstag für das Leid der Betroffenen sensibilisieren soll, - er ergänzt damit die notwendige Aufarbeitung geschehenen Unrechts. 

Weitere Materialien auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz zum Gebetstag bieten Anregungen und Hilfestellungen für die Gestaltung eines Gottesdienstes aus diesem Anlass. Außerdem finden sich dort Hinweise für einen sensiblen Umgang mit dem Gebetstag.